Notdienst sollte eine Katze reanimieren

Jahresauswertung 2009 des Rettungsdienstes Osterburg-Seehausen / Zahl der Fehlfahrten und Missbräuche gestiegen

v.l.: Reinhard Doberenz, Harry Hild, Dr. Walter Fiedler, Jörg Bischewski, Alexander Mikulla und Matthias Wollenheit
Reinhard Doberenz (links) und Dr. Walter Fiedler (3. von links) ließen sich mit den Rettungsdienstmitarbeitern Harry Hild (2. von links) sowie (von rechts) Matthias Wollenheit, Alexander Mikulla und Jörg Bischewski für ein Erinnerungsfoto ablichten

Die Zahl der Einsätze des Rettungsdienstes Osterburg-Seehausen ist 2009 gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. Das geht aus der Jahresauswertung hervor, die Dr. Walter Fiedler, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Osterburg-Seehausen, gemeinsam mit dem Johanniter-Kreisvorstand Reinhard Doberenz und Alexander Mikulla, Rettungsdienst-Bereichsleiter im Landkreis Stendal, vorstellte. Die Zahl der Unfälle ist stark zurück gegangen. Dafür nahmen die Fehlfahrten und Missbräuche deutlich zu.

 

Von Andreas Puls

 

Seehausen/Osterburg. Die mit einem Notarzt und einem Rettungssanitäter besetzten Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) legten im vergangenen Jahr insgesamt 32 320 Kilometer (knapp 2 200 km weniger als 2008) zurück. In 1 065 Einsätzen wurden 1 064 Patienten (31 weniger) versorgt. Der mit einem Notarzt, einem Rettungssanitäter und einem Rettungsassistent besetzte Notarztwagen (NAW) legte im Jahr 2009 in 33 Einsätzen (2008: ebenfalls 33) insgesamt 4 972 Kilometer zurück – 1 950 km weniger als 2008. Mit einem  Rettungssanitäter und einem Rettungsassistent sind die Rettungstransportwagen (RTW) besetzt. Die Fahrzeuge aus Osterburg und Seehausen legten in 1 915 Einsätzen (-17) insgesamt 79 469 Kilometer zurück. 1 895 Patienten (2 weniger als im Vorjahr) wurden 2009 durch die RTW aus Seehausen und Osterburg in die Krankenhäuser gebracht. Stark gestiegen ist dagegen die Anzahl der Fahrten mit Krankentransportwagen (KTW). In 1 063 Einsätzen (+334) wurden 1 058 Patienten (+322) transportiert. Insgesamt mussten 54 476 Kilometer zurückgelegt werden – 3 529 mehr als im Vorjahr. Warum die Zahl der  Krankentransportfahrten so deutlich gestiegen ist, kann auch Dr. Fiedler nicht sagen. „Diese Transporte werden zu 99 Prozent von den Hausärzten verordnet“, erklärt Fiedler. Elf Ärzte sichern den Rettungsdienst ab Zu so genannten Rendezvous-Einsätzen kam es mit dem RTW aus Seehausen 451 Mal (19 weniger als 2008), mit dem Osterburger RTW 423 Mal

(+2), mit dem aus Arendsee in 87 Fällen (+7) und mit anderen insgesamt 33 Mal (-13). Darüber hinaus kam der Notarztwagen (NAW) 2009 insgesamt 33 Mal (+2) zum Einsatz.

Neun Ärzte aus den Abteilungen Anästhesie, Chirurgie und Innere Medizin des  Diakoniekrankenhauses Seehausen und zwei niedergelassene Ärzte aus Osterburg nehmen am Notarztdienst teil. Der Rettungsdienst ist eine Zusatzaufgabe der Ärzte zu deren Tätigkeit in den jeweiligen Fachabteilungen bzw. Praxen. Außerdem wird ein Wochenenddienst pro Monat, bedingt durch das Arbeitszeitgesetz, durch einen von der Notarztbörse vermittelten Arzt abgedeckt. Laut Statistik machte den Hauptanteil der mithilfe des Rettungstransportwagens (RTW) versorgten Personen im vergangenen Jahr wieder Patienten mit inneren Erkrankungen aus – in insgesamt 1 372 Fällen (38 mehr als 2008). Das entspricht einem Anteil von 72,4 Prozent. 432 Mal (-43) wurde ein RTW für Patienten mit chirurgischen Erkrankungen angefordert (22,8 Prozent). Erfreulicherweise kam es zu deutlich weniger Unfällen. 299 (-82) verletzte Personen wurden behandelt, was einen Anteil von 15,8 Prozent (Vorjahr: 20 Prozent) an den Gesamteinsätzen ausmachte. Davon mussten 71 Personen (-25) nach Verkehrsunfällen behandelt und in die Krankenhäuser gebracht werden. 35-mal waren es Arbeits- und Wegeunfälle. Insgesamt 47-mal wurde bei Verunfallten Alkohol im Blut nachgewiesen (15,7 Prozent). Insgesamt 42 Tote (+17), davon zwei Unfalltote (wie im Vorjahr) und sechs Verstorbene mit Herzinfarktverdacht (-1), bei denen eine Reanimation nicht möglich war, waren 2009 zu beklagen. 24 Einsätze waren lebensrettend Die stark gestiegene Zahl der Einsätze, bei denen die Betroffenen nicht mehr gerettet werden konnten, erklärt Dr. Fiedler vor allem damit, dass die Bevölkerung älter wird. Mit zunehmendem Alter erhöhe sich natürlich die Zahl akuter, lebensbedrohlicher Erkrankungen und damit auch das Risiko. Trotz dieser Tendenz waren insgesamt 24  Einsätze (neun mehr als 2008) des Rettungsdienstes Osterburg-Seehausen mit hoher Wahrscheinlichkeit lebensrettend. Wie Fiedler weiter ausführt, betrug die Anfahrtstrecke der Fahrzeuge bis zum Einsatzort durchschnittlich 8,9 Kilometer bei einer Anfahrtszeit von durchschnittlich 8,7 Minuten. Im Durchschnitt dauerte ein Einsatz 1,4 Stunden. In 14 Fällen (+4) musste ein Rettungshubschrauber Patienten abtransportieren. Insgesamt waren 16 Hubschraubereinsätze (Verlegungsflüge inbegriffen) zu verzeichnen. 2009 erfolgten zudem zehn Verlegungen (+6) in andere Kliniken mit dem Intensivmobil. Fiedler: „Mit der Stationierung eines Rettungshubschraubers in Perleberg wurde eine wichtige Lücke geschlossen. Die Luftrettung stellt eine positive und wichtige Ergänzung zur bodengebundenen Rettung dar. “Sehr unerfreulich, so der Ärztliche Rettungsdienstleiter, seien die zunehmenden Fehleinsätze und Missbräuche des Rettungsdienstes. 2009 kam es zu 33 Fehleinsätzen des (RTW). Das waren 16 mehr als im Vorjahr. Bei 9 Einsätzen (+9) handelte es sich um Missbräuche. Ein Fall ist Fiedler besonders im Gedächtnis geblieben. Wir wurden zu einem Einsatz gerufen und fuhren hinaus. Am Ort des Geschehens  angekommen, wurde uns von einem Betrunkenen eine tote Katze zur Reanimierung vorgelegt.“ Außerdem kam es zu 60 (+21) „nicht indizierten“ Einsätzen – also zu Fahrten, in denen der Rettungsdienst zu Personen ausrücken musste, wo oft schon vorher  wahrscheinlich ist, dass keine Rettungsmaßnahmen erforderlich werden. „Dabei handelt es sich meistens um die uns bekannten Pappenheimer“, so Fiedler.

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