Traktor rutscht von der Fähre in die Elbe

Dramatische Sekunden im Führerhaus

Einsatzzeitraum: 14.09.2013; 08:25 - 18:15

Einsatzort: Fähranleger Sandauerholz

Im Einsatz:

Werben

Sandauerholz

Giesenslage

Behrendorf

 

WSP

THW

DLRG

DRK-Wasserwacht

WSA

WSA

Schutzpolizei

Bergeunternehmen

PKW

LF 8-TS8

TSF

TSF

 

Boot

Boot

MTW

PKW

PKW

Boot

Bulli

4 Fahrzeuge

1 Kameraden

6 Kameraden

8 Kameraden

8 Kameraden

 

3 Kräfte

2 Kräfte

9 Kräfte

5 Kräfte

1 Kraft

4 Kräfte

3 Kräfte


Mit Maishäcksel beladenes Treckergespann war von Plätz nach Scharlibbe unterwegs / Traktorfahrer kann sich retten

 

Zehn Treckergespanne waren am Sonnabend im Einsatz, um gehäckselten Mais von einer 20 Hektar großen Ackerfläche in Plätz zur Agrargenossenschaft Scharlibbe zu bringen. Um 8.20 Uhr rutschte ein Traktor samt Hänger von der Sandauer Fähre in die Elbe.

 

Von Andrea Schröder

 

Sandauerholz/Sandau Michael Nix, Stadtwehrleiter in Werben und Leitungsdienst der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck, ist einer der Ersten an der Unfallstelle. Auch die Feuerwehren aus Sandauerholz, Giesenslage und Behrendorf eilen ans Elbufer. Da ist der Treckerfahrer zum Glück schon gerettet. Er konnte sich aus dem versunkenen Trecker befreien. Michael Nix übernimmt die Einsatzleitung. Wasserschutzpolizei, Polizei, Wasser- und Schiff fahrtsamt (WSA), Taucher der DRK-Wasserwacht Havelberg und der DLRG Tangermünde, THW – das Boot war auf Ausbildungsfahrt und zufällig vor Ort –, Verantwortliche der Verbandsgemeinde und ein Abschleppunternehmen kommen an die Unfallstelle am westelbischen Ufer. Insgesamt sind es rund 50 Einsatzkräfte, die bis 17 Uhr damit zu tun haben, das Gespann aus der Elbe zu bergen. Das ist nicht leicht und verschiedene Optionen werden besprochen. Ein Abschlepper zieht zunächst per Seilwinde Traktor und Anhänger näher ans Ufer und ein Kran hievt sie an Land. Zu den Kräften vor Ort gehört der Leiter der Havelberger Wasserschutzpolizei Detlef Buchholz. Das Unglück zählt als Schiffsunfall, erklärt er. Vom WSA ist Kati Erlecke von der Außenstelle Tangermünde vor Ort. Auch ein WSA-Schiff kommt zum Einsatzort, hilft bei der Lokalisierung des versunkenen Gespanns. Die übernimmt von Seiten der Taucher der Havelberger Robby Techel. Gesichert wird er von seiner Frau Tabea, Cornelia Bossert leitet den Tauchereinsatz. Es vergehen etliche Stunden, bis alle Kräfte den Einsatzort verlassen können.  Michael Nix bedankt sich bei Susan Feresztyn von der Sandauerholzer Wehr, die sich mit belegten Brötchen, Würstchen und Kaff ee um die Versorgung der Kräfte gekümmert hat. Für alle ist von  Anfang an das Wichtigste, dass sich der Treckerfahrer retten konnte und es ihm bis auf Schock und Unterkühlung ganz gut geht. Zu den Gespannen, die unterwegs waren, gehörten auch welche aus Wulkau, Schönfeld, Scharlibbe und Sandau.

Fotos: Andrea Schröder (7) und Matthias Fricke (1)

Traktorfahrer kann sich bei Unfall an der Sandauer Fähre erst nach dem Fluten der Kabine retten

 

Nach dem Fährunglück am Sonnabend in Sandau bei Havelberg haben die Untersuchungen zur Ursache begonnen. Möglicherweise war die Gierseilfähre nicht ordnungsgemäß befestigt, so dass beim Auffahren der Traktor mit Anhänger in die Elbe stürzte und unterging.

 

Von Andrea Schröder und Matthias Fricke

 

Sonnabendmorgen, 8.20 Uhr, an der Fähre Sandau: Ein 29-jähriger Traktorfahrer will mit seinem Anhänger auf die Sandauer Gierseilfähre auffahren. Er hat Maishäcksel geladen. Westelbisch am Sandauer Holz rollt das Gespann auf die Fähre. Der Fahrer bremst, offenbar in einem ungünstigen Moment, und schiebt die Fähre auf die Elbe hinaus. Das Fahrzeug und der Anhänger gehen sofort unter. Dem Mann aus Walsleben am Steuer bleibt in dieser Situation nichts weiter übrig, als  abzuwarten, bis sein Fahrerhaus voll Wasser gelaufen ist. Es vergehen dramatische Sekunden, bis der Druckausgleich hergestellt ist und er die Tür des Traktors öffnen kann. Notversorgung mit wärmenden Decken an der Heizung Rettungstaucher Rico Posselt von der Magdeburger Berufsfeuerwehr erklärt später: „In dieser Situation ist es das Einzige, was man tun kann. Man muss dringend die Ruhe bewahren, sich eine Luftblase suchen und warten, bis das Fahrzeug so weit geflutet ist, bis die Tür geöffnet werden kann.“ Der 29-jährige Fahrer schaff t es, keine Panik zu  bekommen. Als sich seine Hose voll Wasser saugt, zieht er diese sogar noch aus, um besser schwimmen zu können.

Nach weiteren Sekunden kann er die Tür doch noch öffnen. Der Fährmann hat in der Zwischenzeit den Notruf abgesetzt. Er springt ins Beiboot und eilt sofort zu der Unfallstelle. Als der Mann auftaucht, wirft der Fährmann dem Traktorfahrer den Rettungsring zu. Gemeinsam mit anderen Landwirten wird der durchnässte Mann aus dem Wasser gezogen. An Bord der Fähre erfolgt die Notversorgung mit wärmenden Decken und einem Platz an der Heizung. Rettungswagen und Notarzt warten bereits am Ufer und bringen den Traktorfahrer mit einer Unterkühlung ins Havelberger Klinikum. „Es geht ihm so weit gut, morgen darf er wieder nach Hause“, berichtet später Nando Flügel. Er wollte am Sonnabend so wie weitere Landwirte den ganzen Tag fahren, um Maishäcksel als Futter für Milchkühe von 20 Hektar Acker für Flutopfer in die ostelbische Agrargenossenschaft Scharlibbe zu bringen. 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr, des DRK und der Wasserwacht Havelberg treff en nacheinander am Unfallort ein. Den schwersten Job haben die Taucher. Als Erster geht der Havelberger Robby Techel ins Wasser, um Traktor und Hänger zu lokalisieren. Er setzt Bojen und sucht nach Anschlusspunkten zum Festmachen der Seile. Starke Strömung erschwert das Bergen des Gespanns Starke Strömung und schlechte Sicht behindern seine Arbeit. Abgelöst werden die Havelberger von den Tangermünder Tauchern. Torsten Schiess, Rico Blaneck und Dominik Fährmann bringen Seile und Schäkel an Trecker und Hänger an. „Man kann nur tasten, zu sehen ist nichts“, sagt Torsten Schiess. „Das Durchfädeln des Geschirrs ist nicht einfach, die Ketten wiegen auch was“, sagt Rico Blaneck. Mit schwerer Technik rückt die Bergungsfirma an. Spezialkran und Tiefl ader stehen bereit, um den tonnenschweren und rund eine Viertel Million Euro teuren Traktor ans Ufer zu heben. Gegen 16 Uhr hängt der Trecker am Haken des Kranes, bald darauf der Anhänger. Reste der rund 20 Tonnen Maishäcksel treiben die Elbe hinunter. Den ganzen Tag lang bleibt der Fährbetrieb unterbrochen. Erst gegen 17.30 Uhr wird die Elbe für die Schiff fahrt wieder freigegeben. Nur einen Schubverband, der einige Stunden lang an der Unfallstelle vor Anker liegen musste, hat die Wasserschutzpolizei passieren lassen. Die Beamten haben nun die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks aufgenommen. Sprecher der Polizeidirektion Nord, Frank Küssner: „Wir ermitteln wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung und der fahrlässigen Körperverletzung gegen den Betreiber der Fähre.“ Möglicherweise könnte diese beim Auffahren nicht ordnungsgemäß gesichert gewesen sein.

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