Die neue Kommandozentrale

Katastrophenschutzstab zieht in das Hufelandhaus in Stendal

Sebastian Stoll (rechts), Leiter des Katastrophenschutzstabes in Stendal, erklärt, wie sein Team im Ernstfall arbeitet. Das Beispiel: Orkanböen und ein entgleister Zug in der Altmark.Foto: Mike Kahnert
Sebastian Stoll (rechts), Leiter des Katastrophenschutzstabes in Stendal, erklärt, wie sein Team im Ernstfall arbeitet. Das Beispiel: Orkanböen und ein entgleister Zug in der Altmark.Foto: Mike Kahnert
Für den Fall einer Katastrophe hat der Schutzstab des Landkreises eine neue Kommandozentrale im Hufelandhaus in Stendal. Warum diese Räume gerade bei Hochwasser nicht genutzt werden sollen.

Stendal l Orkanartige Böen von bis zu 140 Kilometern pro Stunde fegen über die Altmark. Bäume stürzen auf Straßen und versperren Rettungswege. Zusätzlich entgleist eine Regionalbahn. Die Fahrgäste brauchen so schnell wie möglich Hilfe. Im Zentrum dieser chaotischen Situation befindet sich der Katastrophenschutzstab des Landkreises Stendal. In der neuen Kommandozentrale im Hufelandhaus kommen alle verfügbaren Informationen über die „Großschadenslage“ zusammen und es fallen Entscheidungen, von denen Leben abhängen.
In der neuen Kommandozentrale des Katastrophenschutzstabes im Hufelandhaus in Stendal werden wichtige Informationen auf Whiteboards festgehalten. Foto: Sabrina Lamcha
In der neuen Kommandozentrale des Katastrophenschutzstabes im Hufelandhaus in Stendal werden wichtige Informationen auf Whiteboards festgehalten. Foto: Sabrina Lamcha

Es ist ein Beispielszenario, mit dem Sebastian Stoll, Leiter des Katastrophenschutzstabes, den Anwesenden bei der Einweihung der Kommandozentrale am Montag die Arbeit seines Teams erklärt. Sechs Stabsmitglieder, S1 bis S6, sitzen mitten in dem 102 Quadratmeter großen Raum. Am Kopfende befindet sich der Platz des Leiters. Im Notfall wird in Zwölf-Stunden-Schichten gearbeitet. Jedes Mitglied hat eine feste Rolle. S1 hat im Blick, wo sich welche Einsatzkräfte befinden, S3 sammelt aktuelle Informationen und S4 organisiert die Versorgung der 750 Menschen des entgleisten Zuges, erklärt Stoll an dem Beispiel. Derzeit sind 200 Mitarbeiter des Landkreises in der Stabsarbeit tätig.

192 000 Euro hat der Landkreis in den Bau der Kommandozentrale in der Wendtstraße 30 in Stendal investiert. In Haus A im vierten Obergeschoss befinden sich neben dem Stabsraum auch die Leitstelle und das Ordnungsamt mit Brand- und Katastrophenschutz.

FOTO: Sabrina Lamcha
FOTO: Sabrina Lamcha

Der letzte Katastrophenfall liegt sieben Jahre zurück – das Hochwasser 2013. Doch bei Hochwasser wird der Katastrophenschutz nicht im Hufelandhaus, sondern wie zuvor im Landratsamt in der Hospitalstraße arbeiten. Das habe logistische Gründe. „Wir hatten teilweise Lagebesprechungen mit 60 Personen“, sagt Sebastian Stoll und erinnert sich zurück. Der neue Stabsraum habe nur 25 Sitz- und Arbeitsplätze.

Landratsamt wird weiter bei Katastrophen genutzt

Die Räume des Landratsamtes stehen generell weiter für Katastrophenfälle zur Verfügung. Und zwar solche, die mehrere Wochen andauern, sagt der 39-Jährige. Für einen Umzug in das Landratsamt gebe es feste Abläufe. Sobald die Technik aufgebaut ist, kann der Katastrophenschutzstab innerhalb von 15 Minuten umziehen. Die neuen Räume, die auch Fernmeldestelle, Schulungsraum, Küche und Lagerplatz beinhalten, sollen für Katastrophenfälle und Großschadenslagen genutzt werden, die nur wenige Tage dauern. Das seien beispielsweise Sturmszenarien, wie bei Orkantief Sabine Anfang Februar.

„Der Flaschenhals“ seien nicht die Räume oder Technik, sondern die Menschen, sagt Stoll. In einer vierwöchigen Übung durchliefen die Stabsmitglieder auch den Schichtrhythmus im Notfall. Die mentale Belastung sei enorm.

Neben seinem Team muss der Tangermünder und gebürtige Stendaler auch die Berater im Griff haben. „Das geht nur mit stahlharter Disziplin.“ Vertreter der Polizei, Feuerwehr, Johanniter oder Bundeswehr fungieren im Notfall als Ansprechpartner und bieten dem Stabsteam zusätzliches Fachwissen für verschiedenste Situationen.

Ein Berater für den Betreuungsdienst wäre zum Beispiel Alexander Schröder von den Johannitern. Ginge es darum, betroffene Menschen unterzubringen oder zu verpflegen, wäre er ein Ansprechpartner für Sebastian Stoll. Der 31-Jährige hat beim Hochwasser im Jahr 2013 bereits als Fachberater den Katastrophenschutzstab in Magdeburg unterstützt. „Je nach Lage ist man schon angespannt“, sagt er. „Aber man ist ja dafür ausgebildet.“ Am Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge finden Lehrgänge für Fachberater statt, die auch er besucht hat.

„Jetzt wäre Hochwasser schlimm“, sagt Sebastian Stoll. Der viele Regen der letzten Wochen habe die Deiche aufgeweicht. Vielleicht lässt sich die nächste Flut auch noch etwas Zeit. Die Computer werden jedenfalls nicht einstauben. Stoll versichert: „Die Verwaltungstechnik wird alle 24 Monate ausgetauscht.“

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