Der weitere Verlust von Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehren der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck muss verhindert werden. Das ist die größte Herausforderung. Brandschutz-Berater Clemens Köhler stellte sich am Montag während der Verbandsgemeinderatssitzung den Fragen der Anwesenden.
Von Ingo Gutsche
Arneburg-Goldbeck l Vor einigen Tagen, am 28. August, holten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Iden die bestellte und neu aufgearbeitete Drehleiter für die Verbandsgemeinde aus der Stadt Kandel (Landkreis Germersheim) ab. Ist jedoch der Idener Standort für die neue Investition geeignet, wollte Verbandsgemeinderat Wolfgang Trösken eine Einschätzung von Clemens Köhler, der als Brandschutz-Berater für die Verbandsgemeinde fungiert.
Er sieht die zentrale Lage Idens als Vorteil an und deshalb sei der Standort für das Hubrettungsfahrzeug gut gewählt. „Auch wenn es sicherlich noch andere Möglichkeiten gegeben hätte.“ Aber entscheidend sei für Köhler die Bereitschaft der Brandbekämpfer aus Iden und dem benachbarten Rohrbeck, die sagen: „Wir stellen uns dieser Aufgabe.“ So werden in Kürze zehn Feuerwehr-Mitglieder aus den beiden genannten Wehren eine Ausbildung in Heyrothsberge absolvieren. Zur Sprache kam auch der einst für die Drehleiter von der Verbandsgemeinde festgelegte Feuerwehr-Standort Hohenberg-Krusemark. Jene Wehr-Mitglieder hatten aufgrund schon vieler Einsätze Bedenken einer Überbelastung. Das soll man respektieren.
Drehleiter ist ausfahrbar bis auf 32 Meter
Da eine Drehleiter nur mit drei Personen relativ schnell ausrücken kann, kann das Fahrzeug viele Einsatzorte in der mit zwölf Minuten vorgegebenen Zeit von Iden aus erreichen. Diese Angabe bezieht sich auf eine Menschenrettung. Es gibtbeispielsweise fünfgeschossige Gebäude in der Verbandsgemeinde, die baulich nicht über einen außen angebrachten zweiten Rettungsweg verfügen. In diesen Fällen würden auch die tragbaren Leitern der Feuerwehren keine Hilfe darstellen, da sie nur eine Länge von zwölf Metern besitzen. Die Drehleiter ist bis 32 Meter ausfahrbar.
Köhler präsentierte während der Sitzung des Arneburg-Goldbecker Verbandsgemeinderates am Montagabend die bisherigen Erkenntnisse aus den Gesprächen mit den Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehren. „Wie können die Wehren auf die Herausforderungen der Zukunft eingestellt werden?“, lautete die Frage, von deren großer Bedeutung alle Beteiligten wissen. Dabei spielt nicht nur die technische Ausstattung eine Rolle, sondern auch die künftige Zusammenarbeit zwischen den insgesamt 27 Ortsfeuerwehren der VG. Köhler sprach von einer „sachlichen und zielführenden Diskussion“, an der sich an mehreren Beratungen 90 Brandbekämpfer der unterschiedlichen Ausrückebereiche und Wehren beteiligten.
Ausrückebereiche haben sich bewährt
Die vier Ausrückebereiche Nord, Ost, Süd und West arbeiten bereits gut zusammen. Das kann Verbandsgemeinde-Wehrleiter Michael Nix nur bestätigen. „Das hat sich bewährt.“ Die Zusammenarbeit wird für die kommenden Jahre voraussichtlich noch an Bedeutung zunehmen. Stichwort: Personal. Mindestens die Hälfte der Ortsfeuerwehren hat Zukunftsängste. „Das Problem ist nicht die Technik, sondern das Personal“, betonte Köhler am Montagabend in der Arneburger Stadthalle. Vor einigen Jahren sei die Situation bei den freiwilligen Feuerwehren noch deutlich komfortabler gewesen, besagt die Statistik.
Die Feuerwehren in der Verbandsgemeinde sind jedoch so gut organisiert, dass sie jedes Dorf unter gewöhnlichen Bedingungen innerhalb der vorgeschriebenen zwölf Minuten von der Alarmierung ausgehend erreichen. Das gibt das Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz des Landes vor. Ein Sonderfall bildet das zur Hansestadt Werben gehörende Neuwerben auf der anderen Elbseite. Im Notfall wird die Havelberger Feuerwehr alarmiert, entsprechende Verträge existieren.
Aber nicht alle gesetzlichen Vorgaben sind für die ländliche Struktur der Verbandsgemeinde realisierbar. Die für einen Einsatz erforderliche Mindestanzahl von neun Brandbekämpfern kann nicht gewährleistet werden. Unter den neun müssten sich auch noch vier Atemschutzgeräteträger befinden. „Die Arbeitsplätze vor Ort fehlen“, kennt Michael Nix den Hauptgrund. An den Wochenenden ist die personelle Stärke oft eine viel bessere. In der Praxis werden mehrere Wehren und oftmals die zum Ausrückebereich gehörenden Feuerwehren gleichzeitig alarmiert.
Eigene Domizile sollen erhalten bleiben
Ein Ergebnis der Gespräche ist auch der Wunsch der Mitglieder, das im eigenen Ort angesiedelte Feuerwehr-Domizil zu behalten. In diesem Zusammenhang sprach Clemens Köhler auch von seiner Idee, zwei Feuerwehren „zusammenzupacken“. Für ihn sei vorstellbar gewesen, dass Schwarzholz und Sandauerholz eine gemeinsame Basis – eventuell mit einem Stützpunkt in Osterholz – bilden könnten. Das sei jedoch von den Beteiligten nicht gewollt. Das gilt auch für die Feuerwehren Behrendorf und Giesenslage. Auch dort hätte sich Köhler eine engere Zusammenarbeit vorstellen können.
Die Freiwillige Feuerwehr der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck umfasst derzeit 795 ehrenamtliche Feuerwehrangehörige, rund 500 sind davon im aktiven Einsatzdienst. 132 Mitglieder gehören derzeit den Kinder- und Jugendfeuerwehren an.